Für das erfolgreiche Führen einer psychotherapeutischen Praxis nach dem Heilpraktikergesetz ist speziell bei Neugründungen nach der Amtsarzt-Prüfung Folgendes zu berücksichtigen :

Neben einer professionellen Darstellung im Internet und der Ausschreibung regionaler Kennenlern-Angebote, ist es wichtig, dass eine Fokussierung auf ein bestimmtes therapeutisches Leistungsangebot erfolgt, in dem auch kurzfristig therapeutische Erfolge erzielt werden können, die durch die Mund-zu-Mund-Empfehlung von Patienten weitergegeben werden.

Für welche Krankheitsbilder bzw. psychotherpeutische Vorgehensweise sollte man sich zu Beginn der Tätigkeit entscheiden?
Da der Heilpraktiker eingeschränkt für Psychotherapie in der Regel nicht mit Pflichtkrankenkassen und nur eingeschränkt mit privaten Krankenkassen abrechnen kann (siehe auch Artikel Abrechnung mit Krankenkassen) werden seine Patienten überwiegend aus dem Bereich der Selbstzahler kommen.

Patienten mit chronischen psychischen Störungsbildern werden meist den kassenzugelassenen Psychotherapeuten aufsuchen, da oft eine längere Therapie indiziert ist, und nur wenige Patienten die Kosten selbst übernehmen können/wollen.

Unabhängig von dem finanziellen Aspekt sollten Suchttherapie, Traumatherapie bei posttraumatischer Belastungsstörung sowie dissoziativen Störungsbildern, die Behandlung von Ess-Störungen (Anorexie, Bulimie) etc. im Rahmen der Sorgfaltspflicht des Behandlers den Fachtherapeuten mit entsprechender Fach-Ausbildung vorbehalten sein.

Somit bleiben aus verschiedenen Gründen für den HP-PT die leichten Störungsbilder wie z.B. beginnende Angsterkrankungen, leichte Depressionen (Dysthymia) und vor allem die Anpassungsstörungen (ICD 10 = F 43.2) als Behandlungsbereich. Hierzu bieten sich speziell Interventionstechniken aus der Kurzzeit-Therapie an.

Wie ist eine Anpassungsstörung zu erkennen
Die Anpassungsstörungen umfassen Krankheitsbilder, die aufgrund gravierender Veränderung wichtiger Lebensbereiche (z.B. alle Formen von Verlusterlebnissen, Scheidung, Frühberentung, zu hoher beruflicher Stressbelastung, psychischer Belastungen bei schwerer körperlicher Erkrankung) als Folgeerscheinungen auftreten können und mit einer Symptomvielfalt wie z.B. depressive Stimmung, Angst, Störungen im Sozialverhalten einhergehen können.

Kennzeichnend ist, dass eine spezielle Ursache, die in der jüngeren Vergangenheit liegt (einige Wochen bis Monate) zugeordnet werden kann, und keines der Symptome so schwer ist, dass eine spezifischere Diagnose wie z.B. Depression, Angsterkrankung gerechtfertigt ist.

Es besteht ein großer Leidensdruck, der nicht ausreichend versorgt ist.
Die Menschen welche unter einer Anpassungsstörung leiden brauchen schnelle Hilfe, und da ist das aktuelle Versorgungssystem nicht ausreichend; z.B. ist im Rhein-Main Gebiet ein Therapieplatz mit Kassenabrechnung unter 8-12 Monaten Wartezeit kaum zu bekommen.

Die Möglichkeiten zur Therapie der Anpassungsstörung

Die Aussichten auf einen Erfolg der Behandlung sind bei den Anpassungsstörungen groß, da die Belastung  nicht chronifiziert ist, und dem Betroffenen in der Regel noch viele Bewältigungsressourcen zur Verfügung stehen.

Zur erfolgreichen Behandlung der Anpassungsstörungen ist eine eine Weiterbildung für den Heilpraktiker Psychotherapie speziell für dieses Störungsbild sinnvoll. Mit einer Vielfalt unterschiedlicher Interventionsmethoden können die Ressourcen zur Bewältigung aktiviert und ein Selbstmanagement-Konzept aufgebaut werden.

Eine Weiterbildung in Methoden der Kurzzeit-Psychotherapie ist gegenüber den traditionellen Psychotherapiemethoden in relativ kurzer Zeit zu erlernen und kann von Berufsanfängern zielsicher sowie auch von erfahreneren Therapeuten ergänzend  in der eigenen Praxis eingesetzt werden.