Lernen im üblichen Sinne (Schule, Beruf etc.) wird meist durch den Einsatz rational-kognitiver Integrationsprozesse versucht. Häufig wird dabei allerdings übersehen, dass emotionale Prozesse wesentlich mit beteiligt werden müssen, um eine schnelle und gute Verankerung des Lernstoffes zu erreichen.
Im Rahmen der Vorbereitung zur Heilpraktikerprüfung für Psychotherapie, die ich seit 1999 im Rhein-Main Gebiet durchführe, konnte ich immer wieder festestellen, dass die Teilnehmer, welche über reines Auswendiglernen versuchten den doch recht umfänglichen Prüfungsstoff zu lernen, eine auffällig hohe Frustrationskurve aufzeigten. Dadurch entstand die Gefahr einer Demotivation, die sich nach und nach verstärkte und im emotionalen Erleben alte, frühere Versagenssituationen reaktivierte.
In dieser Negativspirale war dann die Aufnahme des Lernstoffes erschwert und gehemmt. Die negative Grundstimmung verhinderte in Folge oft, dass die notwendigen Lernzeiten eingehalten wurden. Die Effektivität des Lernens nahm ab, und der Misserfolg in Form einer selbsterfüllenden Prophezeihung (ich schffe das nicht) schien immer realistischer zu werden.
NLP und Lernen
Aus diesem Grunde integrierte ich viele Lerntechniken aus dem NLP im Bereich der Stoffvermittlung in die didaktische Vorgehensweise. Generell zeigte sich, dass es wichtig war, die bevorzugten Repräsentationssysteme (sehen, hören, fühlen) der einzelnen Teilnehmer ausgewogen zu berücksichtigen. Das kann geschehen, indem die Lernthemen mit eine Vielfalt von bildhaften Metaphern verknüpft werden, positive Affirmationen/Glaubenssätze: z.B. „ Ich kann, ich will, ich werde…“ als Grundbotschaften verankert werden, das gemeinsame Guppenerleben für interaktive Lerntechniken genutzt wird.
Als noch wichtiger konnte ich erkennen, dass es entscheidend war, die Teilnehmer während der Lernprozesse in einem emotional guten Zustand zu halten; vereinfacht gesagt: Wenn das Gehirn sich gut fühlt, lernt es besser.
Nun: was läßt ein Gehirn sich gut fühlen? Ganz einfach: Ein Mensch sollte während des Lernens immer das Gefühl haben, dass der Stoff gut zu bewältigen ist, die einzelnen Lernschritte sich addierend auf einander aufbauen, und dadurch die betreffende Person während der gesamten Lernzeit eine optimistische Erfolgsperspektive aufrecht erhalten kann. Aus gehirnphysiologischer Sicht wurde z.B. von dem Professor für Neurobiologie, Gerald Hüther, erkannt, dann ein Girn im einem emotional guten Zustand Neurotransmitter ausschüttet, die den Lernprozess optimal fördern – betreffend das Gegenteil leider auch.
Das klingt alles so selbstverständlich und einfach. Meine Erfahrung ist jedoch, dass viele Menschen, die sich z.B. auf eine Prüfung vorbereiten ungeeignete (gehirnunfreundliche) Lerntechniken benutzen: man will z.B. gleich alles wissen, versucht sofort in die Detailebene aller Tiefenstrukturen einzudringen, gräbt sich sozusagen wie ein Maulwurf immer tiefer und verliert sich in diesem Labyrinth.
Folge: das Gehirn fühlt sich (verständlicherweise) überfordert, negative Emotionen machen den Lernstoff unsympathisch; man flüchtet in Ersatzhandlungen und Ablenkungen. Der Negativ-Erfolgt ist sichergestellt. Die pessimistische Grundhaltung bestätigt sich:“ Ich bin zu dumm, zu alt, zu…
Wenn etwas Neues gelernt wird, braucht das Gehirn erst mal eine Struktur, einen Überblick, wie beim Anlegen der Ordner im Wordsystem des Computers. Danach werden punktuell Ausflüge in die Tiefenstruktur des Wissensgebietes gemacht. Jeder darf auch wieder „vergessen“, es muss nicht alles sofort behalten werden.
So kann das Gehirn nach und nach Assoziationsnetze knüpfen, d.h. die vorhandenen neuronalen Wissensstrukturen werden nach und nach erweitert, es bleibt immer mehr hängen, ganz automatisch, bei jeder Wiederholung: intelligentes und spielerisches Lernen anstatt zu büffeln.
Unser Gehirn ist ja für Wissenaufnahme angelegt, ist neugierig interessiert die Welt kennenzulernen und zu begreifen. So lernen z.B. kleine Kinder vom ersten Atemzug, vom ersten Wort, vom ersten Schritt an…und fühlen sich dabei wohl (ausser wenn es emotional bedroht ist) , obwohl soviel Lernstoff (mehr als bei irgend einer Prüfung im späteren Leben)ansteht.
Diese Grundfähigkeit Wissen aufzunehmen verlieren wir nie, solange unser Gehirn intakt ist. Wichtig dabei ist einfach, dass wir unserem Gehirn eine Chance gaben, seine Fähgkeiten zu nutzen.