Eine immer wieder auftauchende Frage bei beruflichen Blockaden und größeren Herausforderungen einzelner Mitarbeiter oder auch ganzer Gruppen/Abteilungen besteht darin, ob externes Coaching – internes Coaching zur Begleitung und Unterstützung eingesetzt werden soll.
Besonders aktuell: Der Gedanke, eine Coaching-Kultur in Form des internen Coachings im Unternehmen einzuführen, taucht vermehrt in den Chefetagen auf, da der Coaching-Bedarf aufgrund immer komplexerer Abläufe, die zusätzlich einem schnellen Wandel unterworfen sind, ständig steigt, die Kosten für das Coaching niedriger sind, und der Bedarf zeitnaher abgedeckt werden kann.
Welche Probleme stellen sich bei der Beurteilung externes – internes Coaching.
Coaching bietet individuelle Unterstützung bei der Entwicklung und Optimierung von Prozessen und begleitet den Klienten (Coachee) Ziele zu finden, zu hinterfragen sowie Umsetzungswege zu etablieren – die individuellen Bedürfnisse, die bewusste Selbstentwicklung des Klienten stehen dabei im Vordergrund. Basis ist eine freiwillige, tragfähige und durch gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen gekennzeichnete Beziehung zwischen Coach und Coachee. Im Mittelpunkt stehen die Förderung von Selbstwahrnehmung, Selbstreflektion und die ressourcenorientierte Lösungsorientierung des Einzelnen, um neue Handlungsspielräume entstehen zu lassen. Die Interventionen sind transparent und verzichten auf jegliche Form von Manipulation.
Externes Coaching beinhaltet häufig das Problem, dass der Coach nicht über das gewünschte aktuelle fachliche Insiderwissen hinsichtlich betrieblicher Gegebenheiten und Abläufe verfügt, um durch ein gezieltes Coaching tragfähige Lösungen zeitnah zu entwickeln und umzusetzen – dafür aber die sachliche und emotionale Neutralität bzw. Allparteilichkeit gegenüber den beteiligten Personen und in der Regel, bei langjähriger Tätigkeit, eine entsprechende Professionalität durch Erfahrung und kontinuierlicher Weiterbildung.
Internes Coaching setzt eine entsprechende psychologische Kompetenz sowie ein Coaching-Konzept der Mitarbeiter voraus, die interne Coaching-Aufgaben übernehmen sollen. Diese Voraussetzung muss in einer entsprechenden Coachingausbildung erst mal erworben werden. Zusätzlich muss im Unternehmen eine allgemeine Akzeptanz für internes Coaching geschaffen werden, da ein gewisses Misstrauen bei den Mitarbeitern zu erwarten ist, in wie weit die im Coaching besprochenen Inhalte der Vertraulichkeit / Schweigepflicht unterliegen, wie dies beim externen Coach selbstverständlich ist.
Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass interne Coaches meist nicht vollständig von ihren bisherigen Unternehmensaufgaben befreit werden können, und sie somit die internen Coachings zusätzlich zu ihrer eigentlichen Tätigkeit mit anwachsender Arbeitsbelastung durchführen müssen. Weiterhin sollte der interne Coach eine unabhängige Position (Neutralität) einnehmen können, was in sich dem Hierarchiesystem eines Unternehmens als schwierig darstellen kann.
Vermischungen interner Strukturen können eine grundlegende Problematik bei der Etablierung eines internen Coachings darstellen (ein Beziehungsgefälle ist kontraproduktiv), wenn sich Coach und Coachee in betrieblichen Gegensatzpositionen (z.B. Vorgesetzter oder Mitbewerber auf bestimmte Positionen) befinden – die Begegnung auf gleicher Augenhöhe ist dann oft nicht mehr möglich. Da die im Coaching zentrale Selbstreflektion des Coachees immer eine vertrauensvolle und offene Begegnung mit dem Coach voraussetzt, kann dies beim internen Coaching auf Grund der vorgenannten Aspekte schnell an eine Grenze stoßen, die den gesamten Coachingprozess ineffektiv werden lassen kann.
Am einfachsten wird eine interne Form des Teamcoachings einzuführen sein, da die Inhalte in der Regel nicht die persönliche Tiefe erreichen wie beim Einzelcoaching – aber auch hier sind die vorgenannten Aspekte zu berücksichtigen.