Wie in der Lerntheorie und Verhaltenstherapie hat auch im NLP die Modellierung von Verhalten einen großen Raum im Rahmen von Veränderungprozessen.
Im Folgenden einige Modellierungsschritte aus dem Anwendungsbereich:
A. Die drei Grundperspektiven beim Modellieren.
Da NLP davon ausgeht, dass jeder Mensch seine eigene Landkarte von einer Situation gestaltet, wird das Modell der Wahrnehmungspositionen (1,2,3 = dreifache Beschreibung) genutzt, um aus unterschiedlichen Perspektiven umfassende Einsichten über die zu modellierenden Strukturen zu gewinnen und zwar zuerst in Bezug auf äußerlich erkennbare Haltungen und Physiologien sowie intuitive Einsichten.
a) Modelling aus der ersten Position heißt, etwas selber ausprobieren und dem nachzugehen, wie wir selbst etwas tun. Wir sehen, hören und fühlen aus unserer eigenen Perspektive.
b) Modelling aus der zweiten Position bedeutet „ in den Schuhen“ der Person zu stehen, die modelliert wird, und zu versuchen, soweit wie möglich zu denken und zu handeln wie diese andere Person, um intuitive Einsicht in unbewusste Aspekte zu gewinnen.
c) Modelling aus der dritten Position ermöglicht es, zurückzutreten und als unbeteiligter Zeuge zu beobachten, wie die zu modellierende Person mit anderen interagiert und ob alle notwendigen Teilstrukturen erkennbar sind.
B. Einbeziehung der Dilts-Pyramide (neurologische Ebenen) sowie kognitiver strategischer Sequenzen
Ein weiterer Schritt besteht darin, den Kontext, das Verhalten, die einzelnen Fähigkeiten, das Werte- und Glaubenssystem, die Identität und die Zugehörigkeit herauszuarbeiten, die diese exzellente Leistung unterstützen, die wir modellieren wollen. Weiterhin sind die Meta-Programme, die einzelnen Schritte der Strategie und das beabsichtigte Ziel incl. der Zwischenziele zu elizitieren.
Modellingfragen zur Diltspyramide:
1. In welchem Kontext oder welcher Umgebung (wann und wo) sollen die Fähigkeiten exploriert werden?
2. Welche Verhaltensaspekte sind besonders signifikant, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen?
3. Welche wichtige Fähigkeiten aktiviert das Modell zu welchem Zeitpunkt?
4. Durch welche Gedanken (Glaubenssätze) werden diese Fähigkeiten aktiviert (Erlaubnis zur Handlung / Motivation)?
Welche Werte werden zum Ausdruck gebracht / bestätigt?
5. Wie wird die Identität in Hinblick auf die Gedanken und Handlungen gesehen, wahrgenommen?
6. Zu welchem größeren System (Zugehörigkeit) besteht eine Verbindung? Was verbindet als Vision / Mission mit einem
größeren System?
C. Der Substraktionsprozess: Was istrelevant / irrelevant?
Ein letzter Schritt besteht darin, im Rahmen eines Modellierungsprozesses die wesentlichen Elemente herauszunehmen und die Hypothesen abzuleiten, die sich für die eigene Anwendung als brauchbar erweisen. Ziel sollte sein, die modellierten Schritte auf ihre einfachste und gleichzeitig eleganteste Form zu reduzieren.
D. Die Verankerung des neuen Verhaltens
Dieser Extrakt, der alle Chunk-Ebenen umfassen sollte, kann nach eingehender ökologischer Prüfung z.B. in Trance oder als Swish-Technik installiert werden.
E. Modellierungshilfen
Da die sequentiellen Abfolgen einer Strategie häufig sehr schnell und zudem oft unbewusst ablaufen, ist es wichtig, zur Entdeckung der Tiefenstruktur die einzelnen Sequenzen stärker unter die Lupe zu nehmen. Hierzu wurden von Robert Dilts das R.O.L.E. und das B.A.G.E.L. Modell entwickelt.
Das R.O.L.E. – Modell
Das R.O.L.E. – Modell ist eine große Hilfe bei dem Elizitieren von Strategien. Es zeigt die Mikrostrukturen der einzelnen Sequenzen einer Strategie auf, d.h. jede Sequenz kann einzeln „gerolt“ werden.
R.O.L.E. ist die Abkürzung für:
R= Repräsentation
O= Orientierung
L= Links ( Verbindungen)
E = Effekt (Wirkung)
Das B.A.G.E.L.-Modell
Aus den Übungen zum Kalibrieren wissen wir, dass es zu allen internen mentalen Prozessen auch äußere Hinweise gibt. Diese sog. Zugangshinweise werden durch das B.A.G.E.L.Modell erfasst und in der Tiefenstruktur dargestellt.
Diese Zugangshinweise, d.h. äußerlich wahrnehmbare Elemente eines Erlebnisses können wir im Rahmen des Modellierungsprozesses zweifach nutzen.
a. Zum Analysieren des Prozesses während des Modellierens, d.h. wenn wir untersuchen, wie genau der Prozess bei einem anderen Menschen abläuft.
b. Beim Umsetzen und Einüben der modellierten Verhaltensweise, um die inneren mentalen Prozesse durch äußerlich wahrnehmbare Elemente zu bereichern. Außerdem lassen sich über diese äußerlich wahrnehmbaren Anteile auch das Einüben der neuen Strategie verstärken.
Die Bezeichnung B.A.G.E.L. ist die Abkürzung für:
B Body Posture (Körperhaltung)
A Accessing Cues (Zugangshinweise)
G Gestures (Gesten)
E Eye Movement (Augenbewegungen )
L Language Patterns (Sprachmuster)
Zu Sprachmuster: Neben dem Erkennen der Lieblingsworte, häufig wiederkehrenden Meta-Modell-Mustern, suggestiven Sprachanteilen und der Sleight of Mouth-Bezüge achtet das NLP auf die linguistischen Muster, die auf ein bestimmtes Repräsentationssystem und auf die Submodalitäten hindeuten.
Derartige sprachliche Ausdrücke werden in der Regel auf der Ebene des Unbewussten ausgewählt und deshalb spiegeln sie die tiefste der Erfahrung zugrunde liegende Struktur wieder.
F. Tabelle der Modellierungsfaktoren (Zusammenfassung):
1. Auftragsklärung: Welche Fähigkeit soll modelliert werden?
2. Kontext: Kontextübergreifend oder kontextbezogen?
3. Repräsentationssysteme (VAKOG), Sprachmuster (Metamodell), Physiologien
(auf Sprache und Körper achten)
Strategien: Sequentielle Abläufe elizitieren
R.O.L.E. und Bagel B.A.G.E.L. Modell durchführen
4. Zielkriterien abklären:
a. Träume, Wünsche, Ziele
b. kurz-, mittel-, langfristig Zielaspekte
5. Time-Line: Vergangenheits-, Gegenwarts-, Zukunftsbezug?
6. Werteebene klären: Unterscheide Lebensbereiche (z.B. Beruf, Beziehung etc.)
7. Glaubenssätze bearbeiten: Einschränkende und förderliche Beliefs unterscheiden.
8. Identität: Selbstwert, Selbstverwirklichung, Selbst- oder Fremdbestimmt. Innere
Teile: Sind alle Aspekte der Persönlichkeit berücksichtigt/alle Persönlichkeits-
anteile einverstanden (Ökologie hinterfragen)?
9. Zugehörigkeitsebene hinterfragen: Geschlechterrolle, Familie / System,
Kulturkreis etc.
10. Meta-Ziele ansprechen: Woher kommt die Energie? Spirituelle Orientierung,
Mission-Statement
11. Meta-Programme beachten: Der subjektive Filterprozess entscheidet über
Motivations- und Aufmerksamkeitsrichtung.
12. Strategien und Submodaltitäten mit einbeziehen: Welche Sequenzen sind
besonders wichtig?
Abschliessende Fragestellungen zur Verhaltensmodellierung:
A. Was sind die entscheidenden Faktoren bei dem Modellierungsprozess?
B. Welche dieser Elemente gehören zwingend zu dem Verhalten des Modells?
C. Welche dieser Elemente möchte ich übernehmen und welche nicht?
D. In welcher Tiefenstruktur muss ich diese Elemente auflösen, um genügend
Informationen zur Modellierung zu haben?
Das Erlernen umfassender Modellierungstechniken ist ein spezielles Thema in der Master Ausbildung.