Im NLP werden vielfältige Techniken vermittelt, um Kontakt zu anderen Menschen herzustellen und Beziehung zu gestalten. Das hat den Hintergrund,
dass im Coaching sowie auch in der Psychotherapie immer ein Beziehungsangebot von Therapeuten gemacht wird, um den Klienten/Patienten für die Veränderungsarbeit zu öffnen/ in einen hohen motivationalen Zustand zu versetzten, damit die Interventionen überhaupt therapeutischen Erfolg bringen können.
Die Atmosphäre von Geborgenheit und Sicherheit wird im therapeutischen Kontext auch Rapport genannt. Ursprünglich kommt dieser Begriff aus der Hypnose nach Milton Erickson (Eriksonsche Hypnose). Jeder wird nachvollziehen können, dass in der Hypnosetherapie ganz besonders die Voraussetzung von Vertrauen gegeben sein muss.
Da NLP auch in vielen Businessbereichen angewendet wird, ist leider manchmal zu beobachten, dass in der Nutzung der Kontakt- und Beziehungstechniken in einer Oberflächlichkeit bis Verantwortungslosigkeit erfolgt. Hier setzt häufig auch berechtigterweise die Kritik der NLP-Gegener an; leider ohne Differenzierung zwischen Methode (NLP) und Anwender.
Bindungsangebot, Beziehung und Nähe
Im Folgenden möchte ich diesem Phänomen ein paar anregende Gedanken hinzufügen:
Jedes Kind, das zur Welt kommt braucht menschliche Nähe, ein Bindungsangebot. Es ist unstrittig, dass Säuglinge, die zwar materiell (Nahrung, Wäre, etc.) versorgt sind starke pathologisch auffällige körperliche, geistige und seelische Reaktionen (Autismus) zeigen, wenn die Zuwendung einer Bezugsperson fehlt.
Und das gilt im Wesentlichen auch für das ganze Leben. Jeder Mensch (ausgenommen vielleicht der Erleuchtete sowie der psychisch schwer Erkrankte) sehnt sich nach menschlicher Nähe und Zuwendung. Einsamkeit macht krank, das ist wissenschaftlich belegt.
Durch die globale Vernetzung, die einerseits eine Überfülle von Kontaktangeboten zur Verfügung stellt (z.B. Internet), fühlen sich mehr und mehr Menschen einsamer als je zuvor. Kein Wunder, da Beziehung immer auch den Willen voraussetzt, sich in einer echten und selbstverantwortlichen Haltung zu begenen, anstatt dass im virtuellen Kontakt, ohne unbedingt zu wissen, mit wem, scheinbare Nähe große Beliegigkeit erfährt.
Natürlich setzt echte Begegnung voraus, dass ich bereit bin, mich zu öffnen, mich aus der Deckung zu wagen, mich beeindrucken sowie auch berühren zu lassen, was die Gefahr in sich birgt, verletzt zu werden.
Aus der Angst vor Verletzung kann das Problem entstehen, dass die Sehnsucht nach leibhaftiger Nähe zum Luxusartikel wird, Gesprächs- und Kontakttechniken eingeübt werden, um zu dominieren, zu manipulieren und menschliche Begegnung auf gleicher Augenhöhe damit verunmöglicht wird.
Die Verführung, überwiegend aus der Absicht, gewinnen zu wollen, sich für eine Training in NLP-Kommunikations-Techniken zu entscheiden ist sicherlich aufgrund von persönlichen Niederlagen nachvollziehbar, allerdings nach meiner Erfahrung wenig lösungsorientiert, vor allem, wenn es darum geht, tragfähige Lösungen auf der Basis von ehrlicher Beziehungsgestaltung zu erreichen.
Eine sehr passende Metapher zum Thema kann ich Interessierten in dem Buch „Der kleine Prinz von Antoine De Saint-Exupéry“ empfehlen: Kapitel Die Begenung des kleinen Prinzen mit dem Fuchs.
In dieser Geschichte wird sehr deutlich wieviel Nähe und sich-vertraut-machen mit Geduld und Verantwortung zu tun hat.