Die Fähigkeit Angst zu haben hat eine lange Vorgeschichte in der Entwicklung des Menschen, ist also etwas zutiefst Menschliches. Angst haben zu können schützt davor, dass wir uns unüberlegt in gefährliche Situationen begeben oder gefährliche Handlungen vollziehen.
Diese hilfreiche Wirkung der Angst kann sich jedoch auch zu einer Form von krankmachenden Auswirkungen steigern. Wenn etwas in Frage gestellt zu sein scheint, was wir für unsere ganz alltägliche Sicherheit gehalten haben, wenn der Boden unter uns ins Wanken zu geraten scheint, ist immer eine Vorstellung besonders bedrückend: Wir haben zunehmende Angst, die Kontrolle über wichtige Abläufe im Leben zu verlieren.
Verschlimmerung der Angstproblematik
Eine sorgenvolle, grüblerische Grundhaltung kann sich hieraus entwickeln, speziell dann, wenn unser Charakter, unser Temperament zum Thema Angst eine angeborene oder erworbene Affinität entwickelt hat (ängstliche Persönlichkeit).
So können sich z.B. vergangene, nicht bewältigte Erahrungen mit dem Thema Angst (z.B frühe Verlust- und Trennungserlebnisse) bis zurück in die Kindheit reaktivieren und im hier und heute in einer gegenwärtigen Gefahrenbefüchtung verstärkend wirken (Regression durch infantile Fixierung).
Neurobiologische Aspekte der Angst
Neurobiologisch wurde festgestellt, dass inneres Ängsterleben zur erhöhten Ausschüttung von Stress-Hormonen führt. Wird die Angstthematik zum Dauerzustand, führt dies zu einer chronischen Überaktivierung der Gehirnarreale Hypothalamus, Hypophyse und Nebennierenrinde, in Folge zu einer erhöhten Cortisolausschüttung.
Daraus resultierend können sich vielfältige weitere negative Auswirkungen wie z.B. Konzentration-, Merkfähigkeitsstörungen, Schlafstörungen, Depressivität und dysfunktionale blockierende gedankliche Muster entwickeln. Die naturgegebene, sinnvolle, realistische Auseinandersetzung mit realen Gefahren kann sich auf diese Weise zu einer Angsterkrankung entwickeln.
Lösungsansätze bei Angstproblematiken
Wie können Menschen jedoch damit umgehen, wenn Angstvorstellungen das Denken sowie das Fühlen zu überschwemmen drohen, z.B. durch Vorstellungen den Arbeitsplatz zu verlieren, krank zu werden, zu verarmen, den geliebten Partner zu verlieren?
Einen besonders wichtigen Aspekt hat hier die Vorbeugung. In dem menschlichen Dasein, das durchaus angstmachende Aspekte hat, z.B. die Tatsache Verluste erleiden zu können, krank werden zu können, letztendlich auch irgendwann sterben zu müssen, verfügt jeder Mensch auch über Möglichkeiten und Ressourcen, Wege zu erlernen, mit dem Thema Angst umzugehen.
Anstatt die Ängste zu verdrängen, und die notwendige Klärung angstbesetzter Themen zu vermeiden, hat es sich als hilfreich erwiesen, sich möglichst schon in den Anfängen von Angstproblematiken aktiv den verursachenden Themen zu stellen, diese zu konfrontieren, sich mit ihnen auseinander zu setzen, damit der Teufelskreis sich selbst verstärkender Ängste sich nicht entfalten kann.
Machmal muss man sich von kraftraubenden inneren Vorstellungen oder auch realen Beziehungen lösen, eine schon lange verschobene Entscheidung endlich angehen, für eine Klarheit in einem bisher ungeordneten, ignorierten Lebensbereich sorgen.
Hilfreich dabei ist, sich auf das Wesentlich im Leben zu besinnen, sich mehr und mehr von fremden Erwartungshaltungen zu lösen und mit den eigenen Bedürfnissen in Einklang zu kommen. Zugang zu eigenen kraftvollen inneren Bildern zu finden, wichtige Ziele anzugehen, mit anderen unterstützenden Menschen eine gemeinsame Vision zu entwickeln, zu leben, sich einen persönlichen Weg zur Spiritualität ermöglichen; all dies hat vielen Menschen geholfen, angstfreier den Lebensweg zu gehen.
Spätestens, wenn die eigenen Bewältigungsstrategien nicht mehr greifen, sollte eine professionelle Hilfe in Form einer Angst-Therapie in Anspruch genommen werden. Scham und falsch verstandener Stolz sind hier Fehl am Platz.