In Konfliktsituationen fühlen die meisten Menschen ein Anwachsen des Stresspegels. Diese Stressphänomene führen in der Regel zu Wahrnehmungseinengungen (Tunnelblick).
Es ist dann kaum noch möglich, die äußere Information von den eigenen Gefühlen zu trennen und erst recht nicht, Verhandlungsbrücken zu unserem Gegenüber aufzubauen, wenn kontroverse Sachverhalte auf dem Tisch sind.
Die Konflikteskalation verläuft häufig in folgender Verstärkungsspirale:
Erste Störgefühle werden wahrgenommen – Wahrnehmungs- und Denkeinengungen führen zu starken Filterprozessen/Einseitigkeit – die Empathie nimmt stark ab – es kommt zu einem sozialen Autismus mit starken Regressionstendenzen (Kind-Ich).
Wahrnehmung und Bewertung werden nicht mehr getrennt, die subjektive Einstellung mit Wahrheit und Wirklichkeit verwechselt. Zusätzlich werden Schuldzuweisungen ausgesprochen und durch Moralisierungen in Form von richtig – falsch oder gut – böse Zuweisungen verfestigt. Die am Konflikt Beteiligten sind in einem emotionalen Käfig gefangen. Der Konflikt wird immer radikaler ausgetragen. Momente des Kontrollverlustes werden häufiger. Vernichtungsphantasien nehmenin der letzten Stufe der Eskalation mehr und mehr Raum ein.
Konfliktlösungsprozesse machen es erforderlich:
Wahrnehmung und Bewertung wieder zu trennen und im zweiten Schritt, den Konflikt zu entmoralisieren. Aus Täter/Opfer–Konstellationen werden aktive und selbstverantwortliche Beteiligte.
Die Sachebene wird von der Beziehungsebene abgetrennt. Der Fokus richtet sich auf die persönlichen Hintergründe, die Sachebene wird vorerst zurückgestellt.
Durch Perspektivenwechsel kann nun versucht werden, die Komplexität des Konfliktgeschehens zu strukturieren und zu differenzieren, und aufbauend auf diesen Erkenntnissen neue Schritte zur Lösung zu entwickeln.
NLP–Übungen für das Konfliktmanagement
Speziell die NLP-Formate Wechsel der Wahrnehmungspositionen 1–2–3 und Meta–Mirror sind wirksame Interventionen zum Konfliktmanagement. Die lösungsorientierten Schritte dieser NLP-Formate beinhalten im Einzelnen folgende Wirkmechanismen:
• die zur Klärung notwendige Dissoziation (Einnahme einer Metaposition) zum Geschehen herzustellen,
• die eigenen Regressionsprozesse zu stoppen
• Interpretationen aufzulösen, Verhaltensroutinen und unbewusste Denkgewohnheiten zu reflektieren
• Ursache–Wirkungsmechanismen zu erkennen (alte Anker, unbewusste Konflikte auf der Ebene von Werten, Glaubenssätzen, Identitäts- und Zugehörigkeitsaspekten
• Schuldzuweisungen zu hinterfragen
• eigene Anteile/Symmetrien/Komplementärmuster am Konflikt zu erkennen
• den Konflikt zu entmoralisieren/Opfer-Täter-Spiele zu beenden
• das Konfliktgeschehen aus einer mehrdimensionalen Komplexität heraus wahrzunehmen
• eine lösungsorientierte Feedbackkultur zu trainieren
• Spielregeln zu vereinbaren, die auf Fairness und Win-Win Gedanken beruhen
Aus der Einnahme variierender Perspektiven zum Konfliktgeschehen und der Erkenntnis/Entwicklung neuer Ursache- Wirkungszusammenhänge sowie flexibler Bedeutungsgebungen resultieren lösungsorientierte Verhaltens– und Kommunikationsstrategien, die schrittweise in der Realität einsetzbar sind und Konfliktbewältigung ermöglichen.
Voraussetzung für eine erfolgreich Umsetzung ist dabei allerdings, daß alle am Konflikt Beteiligten Willens und in der Lage sind, neue Lösungsmöglichkeiten auszuprobieren und punktuell den eigenen Selbstkonstrukt in Frage stellen zu können.