Im der Methode des Neuro-Linguistischen Programmierens werden viele Einzelmodelle integriert, wenn sie sich als praktisch anwendbar erweisen und effektive Ergebnisse liefern. So auch das Spiral Dynamics Modell, basierend auf den Untersuchungen
des amerikanischen Psychologie-Professors Clare Graves in den 60-er Jahren, der sich damit beschäftigte, in welcher Reihenfolge menschliche Bedürfnisse auftreten oder befriedigt werden müssen.
Es bezieht sich auf Wertesysteme und Wertehaltungen, die sowohl die geistige und soziale Entwicklung jedes einzelnen Menschen als auch die von Gruppen, Wirtschaftsunternehmen, Organisationen und sogar Nationen abbilden. Dieses Modell wird gewöhnlich als eine aufwärts führende Spirale mit 8 Stufen/Ebenen dargestellt. Die spiralige Aufwärtsbewegung integriert alle darunter liegenden Stufen oder Ebenen (1-8). Das Spiral Dynamics Modell beweist sich für alle pädagogisch und psychologisch motivierte Interventionstechniken als wertvolles Instrument.
Das Modell Spiral Dynamics ist in den letzten Jahren verstärkt im NLP-Training eingesetzt worden, als Modell für die Problematik, die Menschen zu bestimmten Wertehaltungen einnehmen. Der Wechsel von einer Stufe zur anderenzeigt anschaulich den Hintergrunds- und Spannungsaspekt Autonomie (Ich-Psychologie) versus Zugehörigkeit (Wir-Psychologie).
Die unterste Ebene (Stufe 1 infantiles Stadium) bezieht sich auf die bloße Existenz. Die Bedürfnisse nach Nahrung, Fortpflanzung und Sicherheit stehen im Vordergrund.
Die nötige Sicherheit wird durch die Hinbewegung zu Stufe 2 (tribalistisches Stadium) gesucht. Hier spielt die Familie, die Sippe, der Stamm, also das sich Einbringen in eine größere Gemeinschaft, die wichtigste Rolle. Allerdings werden in einer Gemeinschaft die individuellen Interessen weniger berücksichtigt.
Nach einer gewissen Verweilzeit in diesem tribalistischen Stadium macht sich das Individuum auf, seine eigene Macht zu stärken und erreicht eine 3. Stufe (egozentrisches Stadium). Hier wird es zum Einzelkämpfer. Der Preis: ein Einzelkämpfer ist aber oft gefährdet, und so erwacht der Wunsch nach Stabilität. Er wird für Regeln und Gesetze eintreten, sich Mehrheiten anschließen und den Wert von Treue und Zuverlässigkeit hoch ansetzen und wechselt in die Stufe 4.
Die so erreichte 4. Stufe (dogmatisches Stadium) ist die des Loyalisten. Regeln und Gesetze engen aber auch ein und behindern die Entfaltung von individuellen Leistungen.
In dem nächsten Entwicklungsschritt nach dem Graves-Modell strebt der Mensch auf Stufe 5 (materialistisches Stadium) und sucht den eigenen Erfolg. Nach einer gewissen Zeit wird jedoch erkannt, dass ein noch größerer Erfolg zu erzielen ist, wenn Synergien geschaffen werden, wenn z.B. im Team gearbeitet wird.
Diese 6. Stufe (personalistisches Stadium) gehört dem Teammenschen, dem Umweltschützer, dem Kämpfer für Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit, dem Gegner von Herrschaftshierarchien usw.
Eine weitere wesentliche Weiterentwicklung zeigt sich auf Stufe 7 (systemisches Stadium). Hier ist der Mensch sowohl einerseits in der Lage vernetzt zu denken, er verfolgt gemeinschaftliche Ansätze, andererseits geht es ihm auch um persönliche Flexibilität, Spontaneität und Funktionalität, erstrebt nach Individualität und Freiheit. Auf dieser Stufe geht es um Integration der auf den Stufen 1-6 gegensätzliche empfundenen und gelebten Modelle.
Auf der letzten Stufe des Graves-Modells, der Stufe 8 (holistisches Stadium), hat der Mensch eine globale Sicht, ist er fähig zu komplexen und ganzheitlichen Lösungen, entdeckt er Spiritualität und eine universale Ordnung.
Von der Stufe 1 bis einschließlich Stufe 6 haben die Betroffenen Feindbilder hinsichtlich der jeweilig anderen Stufen, da sie nahezu ausschließlich nur die eigene Position bewusst wahrnehmen und als richtige Lebenseinstellung favorisieren. Es besteht die Tendenz, die jeweiligen anderen Stufen zu entwerten, um die eigenen Position behaupten zu können.
Erst wenn Menschen die Stufen 7 und 8 erreicht haben, kommt es zu umfassenden Erkenntnissen integrativer Prozesse. Andersdenkende müssen nicht mehr abwerten, andere Wertesystem können auf der jeweiligen Entwicklungsstufe als gültig ansehen werden, es kommt zu der Erkenntnis, dass alle Ebenen den Unterbau der darunter liegenden brauchen und dass erst die Zusammenschau aller Polaritäten die ganze Wirklichkeit erkennen lässt und den wahren Fortschritt ermöglicht.
Für den Betrachter dieses Modells besteht eine gewisse Gefahr in der Fehleinschätzung der Aufeinanderfolge der Ebenen oder Stufen oder deren Bewertung in Wichtigkeit. Menschen lassen auf ihrem Entwicklungsweg nicht zielstrebig nacheinander die unteren Ebenen einfach hinter sich; sie wechseln je nach Kontext und Situation auch mehrfach zwischen einzelnen Ebenen hin- und her, bis die persönliche Entwicklung soweit gereift ist, daß eine Stufe wirklich vollständig zurückgelassen werden kann. Die jeweils höhere Ebene besitzt auch keine höhere Wertigkeit als die darunter liegende. Würde man eine niedere Ebene entfernen, würden die darüber liegenden einstürzen. Menschen müssen auf ihrem Entwicklungsweg alle Stufen durchlaufen.
Wer dieses Wertesystem mit seinen 8 Stufen, Ebenen oder Stadien kennt, kann damit die Zugehörigkeit der verschiedenen Personen, Organisationen usw. zu den einzelnen Stufen reflektieren und Veränderungsschritte einleiten, um die Beteiligten in ihrer geistig-seelischen Entwicklung zu fördern. Die Denk- und Vorgehensweise des Graves-Modells ist in den konstruktivistischen Ansatz des NLP zur Lösung von Problemen und Begleitung von Veränderungsprozessen sehr gut integrierbar.