Zunehmend mehr Menschen leiden unter psychischen Störungen vielfältiger Art: Depressionen, Ängste, psychosomatische Störungen, Alkohol- u. Medikamentenmissbrauch. Bezüglich der dahinter stehenden Problemkonstellationen sind
Familienangehörige, Freunde etc. meist überfordert; professionelle Unterstützung wird notwendig. Obwohl Psychotherapie eine wissenschaftlich überprüfte und anerkannte Therapiemethode ist, sind viele Betroffene verunsichert, ob sie überhaupt in eine solche Behandlung einwilligen sollen.
Folgende Unsicherheiten und unklare Vorstellungen halten meiner Erfahrung nach viele Menschen von einer Psychotherapie ab, die ihnen wirklich helfen würde, Lebenskrisen zu überwinden:
• Ist es ein Makel, unter einer psychischen Störung zu leiden?
• Was passiert in einer Psychotherapie?
• Wie lange dauert sie?
• Welche Methode ist empfehlenswert?
• Welche Ausbildung sollte ein Psychotherapeut haben?
• Was wird von den Krankenkassen bezahlt?
Im Folgenden möchte ich dazu einige Antworten geben:
Eine leichtere psychische Störung gehört zum Leben, zur Lebensbewältigung, ist etwas völlig Normales. Genauso wie der Körper ein Leiden und Symptome entwickeln kann, ist dies auch im Seelischen möglich.
Eine Störung ist immer ein Hinweis, auf einen Lebensbereich, der übergangen und zu wenig beachtet wird; ein Symptom auch immer ein Ruf zur Veränderung und zum persönlichen Wachstum. Ein altes Lebenskonzept ist überlebt und Neues will Platz haben.
Die Alltags-Routine, die Bequemlichkeit hält uns ab, neuen Impulsen zu folgen. So entwickelt der Organismus Symptome, die darauf hinweisen sollen, das im Lebensrhythmus etwas in Unordnung geraten ist und Beachtung finden soll.
Eine schwere psychische Störung wie z.B. die Schizophrenie oder schwere Depressionen kommen Gott sei Dank sehr selten vor (ca. 2% der Gesamtbevölkerung) und braucht immer eine schnellstmögliche psychiatrische Behandlung.
Prävention ist immer empfehlenswert
Eine Psychotherapie bietet neben der Behandlung chronischer Störungsbilder auch eine gute Möglichkeit der Prävention; man muss nicht warten, bis eine Störung chronifiziert und sich ausweitet. Dementsprechend ist auch die Dauer. In den Anfängen einer Störung ist schnelle Hilfe möglich, über Jahre chronifizierte Störungen brauchen auch längere Therapie, genauso wie es auch im Bereich körperlicher Erkrankungen ist.
Die Dauer einer Therapie richtet sich nach der Stärke und Chronizität einer psychischen Störung, so ist z.B. in der Regel bei Zwangsstörungen eine längere Therapiezeit notwendig, als bei Phobien.
In einer Psychotherapie besteht die Möglichkeit, in einem geschützten Raum alle Dinge und Konflikte anzusprechen, die im Alltagsleben zu kurz kommen und häufig verdrängt werden. Je nach Therapieschule und Methode sind unterschiedliche Vorgehensweisen gegeben Lösungen bzw. eine heilung in Gang zu bringen.
Die Tiefenpsychologie geht in der Regel eher ursachenbezogen und aufdeckend vor, die Verhaltenstherapie eher übend, neue Verhaltensweisen trainierend, die kognitive Verhaltenstherapie eher die pathologischen Gedanken umstrukturierend, die Gesprächstherapie mit empathisch-wertschätzenden Dialogen und Fragetechniken, die humanistischen Psychotherapieverfahren je nach ihrer Ausrichtung (z.B. Hypnotherapie, Gestalttherapie, NLP-Therapie, körperorientierte Psychotherapieverfahren, Familientherapie) jedoch immer stark ressourcenbetont und zielfokussiert.
Die Wahl des Psychotherapeuten ist eine sehr persönliche Sache. Einerseits sollte je nach Art und Stärke der Störung die Ausbildung und Berufserfahrung entsprechend sein, es muss jedoch auch die persönliche Beziehung zwischen Patient und Therapeut stimmig sein, die Chemie muss stimmen, sonst wird auch die brillianteste Kompetenz wenig ausrichten, da der Patient sich nicht öffnen kann und dies ist nach wie vor ein ganz wesentlicher Aspekt jeder Psychotherapie. Das Therapiegesetz in Deutschland verlangt für die Durchführung einer Psychotherapie die ärztliche, psychologische oder heilpraktische Ausbildung.
In Deutschland wird von den Pflichtkrankenkassen nur die Tiefenpsychologische Psychotherapie sowie die Verhaltenstherapie bezahlt, wenn der Therapeut eine Kassenzulassung hat. Die privaten Krankenkassen erstatten auf Anfrage auch die Kosten von alternativen Behandlungsmethoden. Im Ausland ist das anders geregelt. So zählt dort z.B. in Österreich auch die Neuro-Linguistische Psychotherapie zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen.