Wenn Menschen sich mitteilen, benutzen Sie verschiedene Ausdruckskanäle:
- den wörtlichen Inhalt (auditiv digital)
- den Stimmausdruck (auditiv analog)
- die Körperhaltung
- die Mimik
- die Gestik
Der Gesamtausdruck aller dieser Kommunikationsmöglichkeiten zeigt nun dem Gegenüber an, ob alle Botschaften zusammenpassen (kongruent sind) oder nicht übereinstimmen (inkongruent sind).
Da Menschen zu ein und demselben Thema oft unterschiedliche und sich widersprechende Meinungen und Gefühle haben, aber meist nur eine davon bewusst akzeptieren, drücken sie die anderen unbewusst aus.
In der Psychologiegeht man davon aus, dass jede Botschaft eine Mitteilung über einen Aspekt des subjektiven Erlebens des Gesprächspartners ist. Inkongruenzen weisen auf noch nicht integrierte Teile des Modells der Welt des Gegenüber hin.
Die Wirkungen, die solche Inkongruenzen bei dem Gesprächsgegenüber auslösen, sind Verwirrung, Unklarheit. Gefühle, dass etwas fehlt.
Für gute Kommunikation ist es deshalb wichtig, einerseits den eigenen Ausdruck kongruent zu gestalten und andererseits die Inkongruenzen bei anderen zu erkennen und kommunikativ aufzulösen.
In Kombination mit der Veränderungsarbeit von Inkongruezen wird in der Anwendung häifig das Modell der Persönlichkeitsanteile unterstützend mit dazu genommen.
Inkongruenzen entstehen häufig, wenn unsere Ängste vor Ablehnung unser Verhalten beeinflussen. Dabei ist es nicht entscheidend, ob diese Ablehnung von einer anderen Person oder von einem Persönlichkeits-Teil in uns erwartet wird, der sich mit einem anderen Persönlichkeitsanteil in uns in Konflikt befindet.
Entstehen Inkongruenzen in Gesprächen mit anderen Menschen, so ist es häufig so, dass wir den einen Teil des inneren Konfliktes auf die andere beteiligte Person übertragen.
Beispiel:
Ich gehe ins Theater und ein Teil von mir würde sich gerne ungezwungen und bequem kleiden. Ein anderer Persönlichkeitsanteil von mir ist jedoch so geprägt, dass man im Theater eine dunklen Anzug und Fliege anziehen sollte. Die Folge ist: Ich ziehe mich bequem an, fühle mich aber alles andere als bequem. Alle Blicke, die auf mich gerichtet sind, deute ich kritisch wegen meiner Kleidung (wie meine zweite innere Stimme). Sagt mir jemand, er fände es toll, wie ich mich über Konventionen hinwegsetze, dann glaube ich z.B., es sei versteckte Kritik und fühle mich auf den Arm genommen.
Die Problematik von Inkongruenzen zeigt sich auch ganz besonders hinderlich beim Erreichen von Zielen; ein Teil von mir will dies, ein anderer jenes (zwei Herzen ach in meiner Brust: J.W.Goethe).
Das ist speziell dann anzunehmen, wenn jemand eigentlich ein bestimmtes Ziel z.B. „Abnehmen von Körpergewicht“ erreichen möchte, sich jedoch immer wieder selbst sabotiert; z.B. Essen von kalorienreicher Nahrung.
Ziel der Veränderungsarbeit ist es, störende Inkongruenzen zu erkennen und aufzulösen.
Dabei geht es grundsätzlich darum, die Polaritäten der Inkongruenzen so zu koordinieren, dass sie zu Ressourcen werden, anstatt zu einer Ursache von Zerrissenheit und Unzufriedenheit.
Grundlegende Schritte zur Auflösung von Inkongruenzen:
- Bei der Integration werden die beiden Polaritäten, die die Inkongruenz ausmachen zunächst miteinander in Kontakt gebracht (z.B. auf Bodenankern im Raum oder in der 2-Stühle-Technik)
- Sobald die beiden Polaritäten miteinander in Kontakt getreten sind (Würdigung des jeweils Anderen) beginnt eine Verhandlung zwischen den beiden Polaritäten (siehe Fragenbeispiele auf der Seite oben)
- Auf einer höheren logischen Ebene soll, soweit möglich, ein neues (kongruentes) Verhalten gefunden werden
Übung: Inkongruenz (identifizieren und integrieren)
1) B schildert ein Problem, bei dem es zwei zueinander polare Bezüge gibt.
2) A hilft B, die polaren Botschaften in Form von Teilpersönlichkeiten exakt zu identifizieren.
3) A weist B an, jede Botschaft für sich und getrennt voneinander auszudrücken, z.B. auf zwei verschiedenen Stühlen, mit
Bodenankern, auf dem Tisch je ein unterschiedliches Blatt Papier oder Gegenstand, etc.
4) Für jede Position werden Polaritätsfragen gestellt. (Beispielfragen S.19). Wichtig ist hier die gegenseitige
Wahrnehmung und Würdigung beider Teilpersönlichkeiten sowie derer positiver Absicht.
5) Durch ständigen Wechsel zwischen beiden Positionen soll eine Annäherung durch einen Dialog in Gang kommen.
6) Das gemeinsame Ziel, die gemeinsame Absicht (auf der höheren logischen Ebene) beider polarer Positionen wird
versucht herauszuarbeiten = neue Kooperation. Bei sehr starken inneren Konflikten ist manchmal auch nur ein erster
Schritt zu einer Zusammenarbeit möglich.
7) Integrationsmöglichkeiten ausprobieren:
a) In welcher Weise könnten die beiden Polaritäten voneinander lernen.
b) Sieh, höre und fühle, wie es eine Möglichkeit gibt, wie die beiden Polaritäten das bekommen können, was sie wollen.
c) Hände zusammenführen oder neue Position einnehmen.
d) mit geschlossenen Augen zwei Bilder in ein Bild umformen: “Schau hin und beobachte, wie sich zwei in eins
verwandeln.“