Im Laufe unseres Lebens wird es durch Veränderungen von innen oder außen immer wieder geschehen, dass Beziehungen sich verändern, auseinanderleben oder einfach enden.

Speziell, wenn das Ende einer Beziehung sich sehr plötzlich einstellt oder auch  ohne gegenseitiges Einvernehmen passierte, halten die Betroffenen geistig und emotional in belastender und nicht lösbarer Form an vergangenen Beziehungen fest, trauern diesen nach oder hadern damit und hegen negative Gefühle gegenüber den betreffenden Personen.

Da wo früher Gemeinsamkeit, Nähe, Vertrauen, Freude gelebt werden konnten und das gemeinsame Erleben gegenseitig bereicherte besteht die Gefahr, dass Bitterkeit und Enttäuschung im Nachhinein auch die gemeinsamen früheren guten Stunden überschatten.

Besonders tragisch dabei ist, dass dort, wo einstmals besondere Nähe und Vertrauen war sich in einer Umkehrbewegung auch besonders viel Ablehnung bis Hass entwickeln kann.

Solch unversöhnliche Haltungen können Lebensenergie binden und die Liebesfähigkeit auf eine ungute Weise belasten. Sie  beeinträchtigen meist auch neue Beziehungschancen, wenn die ungeklärte, nicht aufgelöste seelische Last sozusagen als Beziehungshypothek in die Zukunft hineinwirkt.

Dabei vergessen Viele, dass es der natürliche Lauf der Dinge ist, wenn Beziehungen sich verändern, da jeder Mensch sich naturgegeben auf seine eigene Art weiterentwickelt.  Manch eine Beziehung ist nur für eine gewisse Zeit für die Beteiligten sinngebend und Motiv zur Weiterentwicklung; auch das Beenden von Beziehungen, die sich überlebt haben, gehört zur normalen Lebensentwicklung.

Für unsere Psyche ist es förderlich, wenn wir nach Beendigung einer Beziehung eine Dankbarkeitsübung vollziehen, um diese Beziehung loszulassen und keine negativen Gefühle mehr mit uns zu tragen.

Eine solche Übung könnte darin bestehen, sich bewusst zu machen, was man aus dieser Beziehung Gutes mitgenommen hat (neue Fähigkeiten, neue Einsichten, neue Verhaltensweisen, usw.).

Selbst aus einer sehr schwierigen Beziehung haben wir dennoch immer auch etwas Gutes mitgenommen (höhere Fähigkeit, sich abzugrenzen, sich selbst zu behaupten, usw.).  Das Ziel dieser Übung besteht darin, inneren Frieden zu finden, dankbar auf die Beziehung zurückblicken, das Gute zu behalten und die unguten Gefühle zu transformieren und loslassen zu können.


Im NLP gibt es dazu eine einfache und hilfreiche Übung: Belastende Erfahrungen auf der Zeitlinie bearbeiten

Viele Menschen hadern mit vergangenen Erlebnissen, können sie nicht loslassen. Es besteht die Gefahr, dass so alte Problemfelder infizierend in die Zukunft hineinwirken (z. B. die alte Verletztheit aus früheren Liebesbeziehungen sich in neue Liebesbeziehungen verlagert. Damit wirkt eine Altlast, die neue Möglichkeiten von Erfahrung erschweren kann).

Diese Übung eignet sich, wenn Menschen schon ein Stück Bewältigung realisiert haben und der letzte Schritt der Distanz zu früheren Problemerlebnissen noch aussteht. Für aktuelle schmerzliche Erlebnisse ist diese Vorgehensweise nicht geeignet.

  1. Die problematische(n) Erfahrung(en) aus der Vergangenheit wird/werden auf einer Markierungen entlang einer gedachten Lebenslinie auf dem Boden (Bodenanker) ausgelegt.
  2. Jeder einzelne Situation wird in folgenden Schritten verändert:
  3. Vergleiche die negative Erfahrung mit noch etwas Schlimmeren, das hätte passieren können. Meist wäre Schlimmeres möglich gewesen, was einem, trotz aller Dramatik, erspart geblieben ist.
  4. „Wofür war das alles gut?“ (Nebendem es natürlich auch schwierig war). Finde kausale Verbindungselemente von den negativen Ereignissen zu positiven Ereignissen. Vielleicht hätten manche positive Ereignisse Deines Lebens niemals stattgefunden, ohne diese anscheinend negativen Ereignisse.
  5. „War das alles damals so wirklich vorsätzlich böse gemeint?“ Finde positive Absichten hinter den negativen Ereignissen. Selbst wenn ein einzelnes Ereignis negativ ist, so kann doch die Intention hinter diesem anscheinend negativen Verhalten positiv sein. z.B. kann die positive Intention beim Sich-verschliessen, Sich-zurückziehen die sein, sich schützen zu wollen.
  6. Finde die positive Bedeutung der negativen Ereignisse unter der Berücksichtigung verschiedener Persönlichkeitsanteile aller Beteiligter. Ein Ereignis, das auf der einen Ebene negativ ist, kann auf einer anderen Ebene unter anderen Gesichtspunkten (für einen anderen Teil Deiner Persönlichkeit) positiv erscheinen.
  7. Finde bei der ganzen Geschichte Deinen Humor wieder! (z.B. indem Du Deinen Lieblingskomiker von Deinen Lebensgeschichten erzählen lässt). Dieser Schritt sollte optional gesehen werden. Manchmal braucht es etwas länger Zeit, bis man über ein vergangenes Problemerleben schmunzeln kann.

Nachdem Du alle diese Umdeutungen mit den einzelnen negativen Erfahrungen gemacht hast, durchschreite auf Deiner Zeitlinie alle dazugehörigen Erfahrungen und erlebe diese mit Deinen neugewonnenen Einsichten in einer lösungsorientierten Sichtweise, die Dir hilft, die alten Belastungen zurückzulassen .

Vom Gegenwartspunkt aus mit Blick in die Zukunft: „Wie hat sich Dein Erleben jetzt verändert, wenn Du von der Gegenwart in Deine Zukunft schaust“?


Manchmal ist es empfehlenswert, diese Übung erst einige Zeit nach Beendigung einer belasteten Beziehung durchzuführen, damit durch etwas mehr Abstand und weniger Verletztheit die guten Seiten des gemeinsam Erlebten besser erkannt und emotional zugelassen werden können. Allerdings sollte man jedoch nicht bis zum Lebensende damit warten.

Bei Beziehungen, die große Verletzungen hinterlassen haben, ist es hilfreich und unterstützend, diese Versöhnungsübung zusammen mit einem Therapeuten oder Coach durchzuführen. Dies gilt auch für die Fälle, in denen die Auflösung alter Beziehungsproblematiken tiefere Ebenen der Persönlichkeit berührt, siehe auch den Artikel „Soziale Kompetenz„.

Auf alle Fälle ist es lohnend, über innere Vergebungs- und Klärungsprozesse vergangene Beziehungsproblematiken zu befrieden. In vielen psychologischen Studien wurde erkannt, dass Menschen, die mit Dankbarkeit auf ihr bisheriges Beziehungsleben blicken können, zufriedener sind und besser tragfähige neue Beziehungen eingehen können.