Obwohl immer mehr Menschen unter seelischer und körperlicher Erschöpfung leiden, ist die Diagnose Burn-Out in der ICD 10 (internationale Klassifikation psychischer Störungen) im Kapitel XXI unter:

“ Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten führen (Z 7.30)“ nur sehr dürftig als Erschöpfungssyndrom ausgewiesen und nicht als eigenständiges Krankheitsbild aufgeführt.

Überwiegend wird die Diagnose Burn-Out im Rahmen sich verändernder Lebens- und  Arbeitsbedingungen gesehen. Eine zunehmende Stressbelastung bei gleichzeitiger  Nichtbeachtung eigener Bedürfnisse sowie hohem Leistungsprinzip ist häufig zu Beginn der Erkrankung gegeben. Es stehen am Anfang Symptome wie z.B. abnehmende Motivation und nachlassende Arbeitsleistung, zunehmende Erschöpfung, Freudlosigkeit, Ratlosigkeit, Verunsicherung, Anspannung durch Dauerstress, schlechter (nicht mehr erholsamer) Schlaf.

Eine einheitliche Definition des Burn-Out als Krankheit fehlt bis heute, obwohl von den Krankenkassen die Zahl der Burn-Out Betroffenen in der Bundesrepublik Deutschland auf mehrere Millionen geschätzt wird. Die Dunkelziffer ist hoch, da die Burn-Out Erkrankung in der Regel einen schleichenden Verlauf hat und im Anfangsstadium oft als  allgemeine Erschöpfung oder als Depression verkannt wird. Die Symptome können sehr unterschiedliche Erscheiningsformen haben und sind somit medizinisch schwer messbar. Auch die Betroffenen selbst nehmen die anfänglichen Symptome nicht als Krankheit wahr. So kommt es aufgrund der Nichtbeachtung der Krankheit zu der sogenannten Burn-Out-Spirale.

Im weiteren Verlauf der Burn-Out-Spirale kann es neben der Verstärkung der vorgenannten Symptome zusätzlich zu sozialem Rückzug, emotionaler Verflachung sowie dauerhaften psychischen Beschwerden wie z. B. Depressionen, Ängsten und körperlichen Erkrankungen z.B. Tinnitus, Hörsturz, erhöhter Infektanfälligkeit kommen.

Übersicht der einzelnen Burn-out Phasen und Symptome

– Zwang, sich zu beweisen (übertriebener Ehrgeiz)
– verstärkter Leistungseinsatz
– Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
– Verdrängung und Verleugnung von Konflikten
– keine Zeit mehr für nicht-berufliche Bedürfnisse
– abnehmende Flexibilität im Denken und Verhalten
– Rückzug, Schuldzuweisung, Zynismus
– Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit
– psychosomatische Reaktionen
– Verlust des Gefühls für die eigene Person / die eigenen Bedürfnise
– Verflachung des emotionalen Erlebens
– innere Leere, Angstgefühle, Suchverhalten
– zunehmende Sinnlosigkeit
– körperliche, lebensbedrohliche Erschöpfung

Krankschreibung, Klinikaufenthalte, Medikamentenverordnungen verursachen bei nicht rechtzeitiger Diagnose und daraus folgender Chronifizierung erhebliche Kosten. In extremen Fällen kann sogar die irreversibel gewordene mangelnde Belastungsfähigkeit eine Frühberentung erforderlich machen.

Burn-Out geschieht nicht „über Nacht“, sondern kündigt sich durch vielfältige „Warnschüsse“ an. Daher kommt der Prävention ein hoher Stellenwert in dem Behandlungskonzept bei Burn-Out zu. Eine medizinische Unterstützung in der Kombination von Schulmedizin, Naturheilverfahren und Psychotherapie ist in vielen Fällen ratsam.

Es hat sich gezeigt, dass die individuelle Stressanfälligkeit und der Umgang mit Dauerstress einen wichtigen Faktor darstellt. Daher wird eine Untersützung durch Coaching speziell in der Prävention Sinn machen.

Folgende persönlichkeitsbedingte und arbeitstechnische Faktoren, die einer Burn-Out Problematik zugrunde liegen, sind zu berücksichtigen:

Persönlichkeitsbedingte Faktoren

– sehr hohe, idealistische Erwartungen an sich selbst
– Selbstüberschätzung, Perfektionismus
– starkes Bedürfnis nach Anerkennung
– Gefühl, unersetzbar zu sein
– Schwierigkeit, delegieren zu können
– Engagement bis zur Überforderung
– Arbeit als Ersatz für soziales Leben

Äußere Faktoren:

– hohe Arbeitsanforderungen
– Zeitdruck
– schlechtes Arbeitsklima
– mangelnder Einfluss auf den Arbeitsablauf
– mangelnde Entscheidungsfreiheit
– Hierarchieprobleme
– schlechte Arbeitsorganisation
– fehlendes Feedback, fehlende soziale Unterstützung
Burn-Out gefährdete Menschen müssen lernen, die Risikobereiche zu erkennen und neue Verhaltesmuster im Umgang mit Stressoren einzuüben (z.B. Abgrenzung, Entspannungstechniken, Erholungsphasen, Gedankenmanagement) um die Burn-Out Spirale zu unterbrechen.

Der Weg aus dem Burn-Out wird immer auch mit der Veränderung der eigenen Lebensgewohnheiten z.B. work-life-balance einher gehen.