Menschen erleben ihr Denken, Fühlen und Handeln häufig im Spannungsfeld einer inneren Zerissenheit.

Da möchte jemand z.B. ein Leben mit Freiheit und Abenteuern, gleichzeitig jedoch Geborgenheit und Sicherheit. Daraus könnte entweden ein sicheres Abenteur oder eine abenteuerliche Sicherheit werden;  beides nicht so ganz realisierbar.

Diese ambivalenten Haltungen sind häufig auch Thema im Coaching, der Psychotherapie, der Veränderungsarbeit ganz allgemein. Rational und logisch  gesehen könnte man einfach sagen entweder das Eine oder das Andere. So einfach ist das jedoch nicht, das weiss jeder, der schon mal wegen seines Übergewichtes abnehmen, für ein gesünderes Leben mehr Sport treiben wollte etc. Meist versagt die Willenskraft, weil emotionale Aspekte aus dem Unterbewusstsein des Menschen das Denken und Verhalten mehr bestimmen als die vernünftigen Vorsätze.

In der Psychologie wurde im Rahmen der Entwicklung von Techniken, um Menschen in diesem Dilemma Unterstützung zu bieten, schon von C.G. Jung das Modell der Teilemetaphorik entwickelt. Dieses Modell wurde in viele psychotherapeutische Methoden integriert.

Ähnlich der Vorgehensweise bei  der Arbeit mit dem inneren Team in von Schultz von Thun oder der Voice-Dialog Methode werden auch in der NLP-Veränderungsarbeit im Rahmen des Teilemodells bestimmte Verhaltensweisen entsprechenden Teil-Persönlichkeiten zugeordnet.

Das Interventions-Ziel besteht darin
, störende Verhaltensweisen oder Symptome als wertvolle Informationsträger nicht berücksichtigter Bedürfnisse innerer Persönlichkeitsanteile zu reflektieren und Lösungsschritte unter ökologischer Berücksichtigung  aller Teilaspekte zu entwickeln.

In den folgenden Interventionsschritten finden Interessierte Anregungen zur Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen

1.    Symptom, Problem benennen

2.    Wie ist der Klient bisher hauptsächlich damit umgegangen (bisherige Lösungsversuche)?

  • a)    Was war symptomverstärkend (Problemmuster)?
  • b)    Was war symptomabschwächend (Lösungsmuster)?

3.    Was sind die Unterschiede der beiden Muster im inneren Erleben = unbewusste verkoppelte Lern- und
        Verhaltensprozesse bewusst machen.

  • Einführung des Teilekonzeptes (innere Energiefelder) durch Dissoziation von der Gesamtpersönlichkeit (Teile = nicht berücksichtigte Bedürfnisse im System):
  • Teil A  = Intuition (zuständig für Verhalten X)
  • Teil B  = Intuition (zuständig für Verhalten Y)
  • ICH     = Kognition (Meta-Position)

4.    Jeden Teil (einzeln) so konkret als möglich imaginieren, sinnliche Details schildern lassen, in Form einer detaillierte Beschreibung = Ausdruck des jeweiligen Energiefeldes = Aktivierung bildlicher, szenischer Vorstellungen zur Entfaltung von emotionalen Prozessen.

Dazu verschiedene sinnliche Ebenen abfragen / beschreiben lassen:

a)    Körperliche Veränderungen (z.B. schwer / leicht, heiß / kalt etc.)
b)    Atemwahrnehmung (z.B. Brust / Bauch)
c)    Bewegung, Gestik (z.B. wenig / viel)
d)    Kienästhetik (z.B. größer / kleiner, dicker / dünner)
e)    Gefühlsbereich (z.B. Freude, Wut, Angst, Trauer)
f)     Visueller Bereich (z.B. innere Bilder / wie werden Beziehungspartner und Umge-bung unterschiedlich
       wahrgenommen?)
g)    Auditiver Bereich (innerer Dialog, wie kommen Botschaften von außen an?)
h)    Zeitwahrnehmung (z.B. verlangsamt, beschleunigt, verzerrt – Vergangenheits- / Gegenwarts- / Zukunftsbezug)
i)    Fokus (innenorientiert / außenorientiert)
j)    Metaphorische Symbolik (für jeden Teil einzeln z.B. innerer Krieger oder Tierme-tapher – für die jeweilige Situation z.B.
      Spielwiese, Tretmühle – für die Art der Beziehung von innen nach außen z.B. von Kette gefesselt, von Spinnweben
      umgeben, mit Peitsche etc.)

5.    Jeden Teil einzeln psychodramatisch (zeitlupenartig, pantomimisch, gestisch, lautmalerisch) ausdrücken lassen (stilisiert übertrieben).

Darstellung im Raum anregen:

•    Wo im Raum ist jeder Teil platziert?
•    Wie groß / klein – jung / alt ist jeder Teil?
•    Wann hat er sein Verhaltensmuster übernommen, eventuell von wem, mit welcher Absicht?
•    Welches Geschlecht hätte er, wenn es ein menschliches Wesen wäre?
•    Welchen Namen hätte er?
•    Wie würde er aussehen, sich bewegen, wie wäre er gekleidet?

Eventuell mit Techniken der Zeitlinienarbeit und Bodenankern (z. B. bei Konflikten altersregressiver / altersprogressiver Teile des Selbst) sowie mit Persönlichkeitsebenen (Verhalten, Fähigkeiten, Werte, Überzeugungen, Identität und Zugehörigkeit) verbinden.

6.    Würdigung der jeweiligen Bedürfnisse, Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Absichten jedes Teils, Prüfung der Nachteile (Kosten) sowie Klärung erforderlicher Umstruk-turierungen:

•    Würdigung an jeden Teil für die geleistete Arbeit und Dank für die Mitarbeit in der Sitzung.
•    Was ist die Absicht, das Bedürfnis jedes Teils?
•    Wie lässt sich die positive Absicht in Zukunft besser realisieren?
•    Was ist bewahrenswert?
•    Welcher Preis / Verzicht (Nachteile) muss dafür geleistet werden?
•    Was entspricht nicht mehr (entspräche besser) dem gegenwärtigen Realitätsbezug der Gesamtpersönlichkeit (ICH)?

7.    Klärung der gegenseitigen Beziehung innerer in Konflikt stehender Anteile mit Einbe-ziehung der ICH-Position = Metaposition:

•    Kennst Du den anderen Teil?
•    Was hältst Du von ihm?
•    Wie wäre es, wenn er gar nicht da wäre?
•    Was ist evtl. das Positive an jedem Teil?
•    Gab es in der Vergangenheit schon einmal einen besseren Kontakt zueinander (Ausnahmen finden)?
•    Wurden in der Vergangenheit schon einmal Lösungen durch Zusammenarbeit bei-der Teile erreicht( Ausnahmen
      finden)?
•    Wann und wodurch begannen (entstanden) die Konflikte in der Vergangenheit?
•    Inwieweit führt der innere Kampf beider Teile zu Nachteilen für die Gesamtper-sönlichkeit (bewusstes Ich)?

8.    Einbeziehung der ICH-Position (Kognition) und Entwicklung einer neuen Kooperation aller beteiligter
        Persönlichkeitsanteile, Klärung gemeinsamer Vorgehensweisen und Ziele, die der Gesamtpersönlichkeit dienen
        (Balance, Koexistenz, sowohl als auch, Me-tapher Aus- und Einatmen, Geben-Nehmen-Konten einführen).

Bei Widerständen (z.B. einzelne Teile verweigern die Kooperation) muss hier evtl. auf andere Techniken z.B.
Familienaufstellungen etc. ausgewichen werden.

9.    Entwicklung neuer Verhaltensweisen (kooperativer Ansatz) unter Einbeziehung aller beteiligten Persönlichkeitsanteile
       als Verhaltensexperiment (auf Probe) und Verankerung der friedlichen Koexistenz durch spezifische
       Erinnerungsrituale:

•    Was ist das Hauptziel, das von allen Teilen anerkannt werden kann?
•    Wie kann jeder Teil zum Gelingen beitragen?
•    Wie wird sich das innerlich / äußerlich ausdrücken?
•    Für welchen Zeitraum wird dieses Experiment auf Probe durchgeführt?
•    Woran wird jeder Teil sowie die Gesamtpersönlichkeit erkennen, dass ein neues Lösungsmuster wirkt?
•    Woran werden andere Personen dies erkennen?
•    Wofür ist diese Veränderung mittel- und langfristig gut?
•    Welche Situationen im Alltag sollen für das Experiment als Übungsfläche dienen?
•    Welche Rituale (z.B. inneres Teamtreffen abends vor dem Einschlafen, visuelle Anker im Alltag) können die
     Zusammenarbeit verstärken?

10.    Future Pace: Abschluss in Ich-Position = Dank an alle Teile für die Zusammenarbeit (eventuell mit Ritual der
          balancierenden Hände).

Innere Vorstellung bilden, wie die Teile in Zukunft kooperativ zusammenarbeiten.

11.    Überprüfung des Ergebnisses nach der Probezeit und Klärung einer Fortführung der Zu-sammenarbeit in Form
         regelmäßiger Sitzungen des inneren Teams.

Die Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen führt zu einem bewussteren und klareren Umgang mit dem Umgang zwischen Innen- und Aussenwelt, zu mehr Kongruenz in Denken und Verhalten sowie letztendlich zu einer ressorcenorientierteren Erreichung persönlicher Ziele.