In der mündlichen Prüfung zum Heilpraktiker Psychotherapie kommt es häufig vor, dass kurze Fallschilderungen von den Prüfern vorgelegt werden.

Im Rahmen einer Differenzialdiagnostik muss der Heilpraktiker-Anwärter eine Verdachtsdiagnose entwickeln. Dabei sind im Ausschlussverfahren die einzelnen Krankheitsbilder abzugrenzen. Hier finden Interessierte Beispiele für Fallschilderungen aus mündlichen Prüfungen der letzten Jahre.

1.    Fallschilderung: Junger intelligenter Chirurg läst sich immer mehrere OP-Termine in den Vormittag legen. Zuletzt bereits ab 5.00 Uhr morgens. Lässt sich schließlich alle Fälle aus der Ambulanz auf seinen OP-Plan legen. Es stellt sich heraus, dass er bereits am Nachmittag Alkohol zu sich nimmt und Glücksspiele sowie Pferderennenwetten macht, um die Klinik modernisieren zu wollen, hat allerdings selbst dadurch bereits 50000€ Schulden. Er wirkt unruhig, gereizt bis aggressiv.

2.    Fallschilderung: Junge Frau (28) kümmert sich seit dem Tod des Vaters vor 5 Jahren um die Mutter. Im Laufe der Zeit zieht sie sich mehr und mehr zurück, verliert ihre sozialen Kontakte (bis auf die Mutter) und wird schließlich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Sie steht starrend in einer Ecke, muss gefüttert werden, kann aber alleine zu Bett gehen. Sie wird medikamentös behandelt. Es kommt zu einer kurzzeitigen Genesung. Nach der Entlassung kommt es zu Hause mit ihrer Mutter zu einem Konflikt, worauf sie wieder stationär aufgenommen werden muss.

3.    Vor 4 Jahren wurde einer jungen Frau die Gebärmutter entfernt. Sie hat seitdem Lähmungserscheinungen im rechten Arm, ohne dass eine organische Ursache zu finden ist. Nach der Geburt ihres 1. Kindes waren diese Lähmungserscheinungen das erste Mal aufgetreten. Der Vater ihres Kindes ist Alkoholiker und hat die Frau verlassen. Zuvor in jüngeren Jahren gab es einen sexuellen Missbrauch. Jetzt glaubt sie, dass sie schwanger werden würde, wenn sie berührt, was vorher ein Mann in den Händen hielt. Deshalb wäscht sie sich die Hände bis sie blutig sind. Sie wacht nachts auf, duscht und desinfiziert sich.

4.    Mann häufig traurig verstimmt. Erstes Mal aufgetreten vor 10 Jahren. Alkohol half ihm, deshalb hat er viel getrunken. Vor vier Jahren wieder stark herabgestimmt, mit Vitalstörungen. Nach einem Klinikaufenthalt hat er jetzt aufgehört zu trinken. Einem Monat eine Zeit mit starken Hochgefühlen, nervt seine Umgebung mit seinen extremen vielfältigen und abstrusen Gedanken.

5.    Frau 25 Jahre. Streit mit ihren Eltern. Nachdem sie ihren Willen nicht bekommt, fällt sie zu Boden und bekommt einen Krampfanfall. Das geschieht häufiger. Sie liegt immer wieder steif in ihrem Bett. Wird stationär aufgenommen. Im Krankenhaus möchte sie am liebsten den ganzen Tag in einer Ecke stehen. Organisch ist alles in Ordnung. Eines Tages läuft sie aus dem Krankenhaus weg. Man findet sie im Teich des Stadtparks knöchelhoch im Wasser stehen.

6.    Eine 28 jährige Frau hat die Neigung, ihre Schränke jeden Tag mehrmals zu ordnen. Sie ist ständig damit beschäftigt, Dinge zu ordnen und sauber zu machen. Besonderen Wert legt sie auf einen bestimmten Gürtel, der immer auf eine besondere Art und Weise über der Stuhllehne hängen muss. Sie ist gegen diese Handlungen machtlos und kann sie nicht unterdrücken, weil sie Konsequenzen befürchtet. Auch ihrem Mann erzählt sie immer wieder, dass sie fleißig war und ihre Schränke geordnet habe, der sie dann immer lobt.

7.    Vor 5 Jahren war eine 34-jährige Frau erstmalig in psychiatrischer Behandlung, da sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen konnte. Seit Monaten beobachten Nachbarn, dass sie in der Dunkelheit ohne am Fenster stehtund nach draußen starrt. Eine Verwandte sagt, dass sie manchmal ihr ganzes Geld nimmt und ins Ausland reist und dort alles ausgibt. Sie habe immer wieder Phasen, in denen sie starr am Fenster steht und auf nichts reagiert. Sie stellt bei dem Friedhofsamt einen Antrag,dass ihre verstorbenen Eltern umgebettet werden müssten, da sie sich auf dem Friedhof in Frankfurt nicht wohl fühlen würden. Ihre Eltern würden nämlich im Geiste mit ihr sprechen und hätten ihr das mitgeteilt. Ab und zu hört sie Klopfzeichen von ihrem Vater, der sie daran erinnern will.

In der Prüfungsvorbereitung zum Heikpraktiker Psychotherapie ist die Differenzialdiagnostik ein wichtiges Unterrichtsfach, da viele Amtsärzte in der mündlichen Prüfung Fälle präsentieren.