Der veränderte Bewusstseinszustand während einer Hypnose zeigt auf Grund von Messungen der Gehirnwellen (Alpha und Theta Gehirnwellen), dass es sich in der Hypnose um einen Zustand handelt, der sich sowohl vom Wach- als auch vom Schlafzustand unterscheidet.

Hypnotische Prozesse basieren auf dem Zustand der Trance, einer natürlichen Fähigkeit des Menschen, das rationale Alltagsbewusstsein für eine begrenzte Zeit zurücktreten zu lassen. Im täglichen Leben begegnen wir immer wieder hypnoseähnlichen Trancezuständen. Das ist immer dann der Fall, wenn unsere gesamte Aufmerksamkeit so sehr auf eine bestimmte Sache gerichtet ist, dass wir alles andere um uns herum vergessen.

Hypnose ist ein sehr altes und zugleich modernes Heilverfahren.
Die heilende Wirkung der Hypnose wird seit Jahrtausenden in allen Kulturkreisen eingesetzt. Sowohl in Persien als auch in Griechenland wurden bereits 4.000 v. Chr. hypnotische Rituale zum Heilen von Krankheiten angewandt.

Im Rahmen des Einsatzes von hypnotischen Vorgehensweisen in Europa sorgte der deutsche Arzt und Wissenschaftler Franz A. Mesmer (1734-1815) mit seiner magnetisierenden Heilmethode für großes Aufsehen. Er beschrieb eine „magnetische“ Kraft, die auf den Organismus einwirke und körperliche Veränderungen, so z.B. auch Heilungen herbeiführen könne.

Der englische Augenarzt James Braid (1795-1860) war der erste Arzt in Westeuropa, der ausdrücklich Hypnose zu Heilzwecken einsetzte. Er führte zahlreiche Augenoperationen in Hypnose durch, in dem er durch Suggestionen Anästhesie erzeugte. Basierend auf den Erkenntnissen von ihm entstanden über 100 Jahre später verschiedene Entspannungsverfahren: z.B. die Progressive Muskelrelaxation (Jacobson, 1929) und das Autogene Training (Schultz, 1932), die in medizinischen bereichen bis heute angewandt werden.

Sigmund Freud (1856-1939) nutzt anfänglich die Hypnose als Weg zum Unbewussten. Die autoritäre Form der Hypnose, die Freud anwandte, erreichte nur eine begrenzte Zahl seiner Patienten und zog viel Widerstand auf sich. Im Laufe seiner therapeutischen Anwendung kritisierte Freud an der Hypnose, nur symptomatisch oder „zudeckend“ zu wirken, im Gegensatz zur Psychoanalyse, die „aufdeckend“ wirke. Er wandte sich von der Hypnose ab und entwickelte die Psychoanalyse.

Erst ein halbes Jahrhundert später kam es mit dem Begründer der modernen Hypnotherapie, dem amerikanische Arzt und Psychotherapeuten Milton H. Erickson (1901-1980) zu einer grundlegenden Änderung im Bereich der Hypnosetherapie. Ihm gelang es, durch wertschätzende Beobachtung der Individualität des Klienten in Hypnose, dessen Unbewusstes mittels Geschichten, Metaphern und Analogien bildhaft anzuregen. Er vertraute darauf, dass der Mensch in seinem Unbewussten alle Ressourcen (Möglichkeiten) mit sich trägt, um gewünschte Veränderungen auf leichte und zeitlich stimmige Weise herbeizuführen.

Milton H. Erickson hatte aus eigener Erfahrung die Wirksamkeit der Selbsthypnose zu Bewältigung von Schmerzen kennen gelernt. Er erkrankte im Alter von 17 und 51 Jahren an Kinderlähmung und litt unter chronischen Schmerzen. Er vertrat die Auffassung, dass hypnotische Trance ein Zustand selbst bestimmter geistiger Potenz eines Individuums sei und einen Zugang zu eigenen Ressourcen darstelle. Die Kunst in der Therapie bestehe darin, dem Patienten den Zugang zu diesen Ressourcen zu eröffnen und ihn dann seine eigenen Lösungen finden zu lassen. Erickson entwickelte daraus vielfältige Varianten der Hypnose, die weit reichenden Einfluss auf andere Therapieformen hatten.

Hypnose als Heilverfahren

Hypnose wird in vielen Bereichen als Ergänzung zu medizinischen und psychotherapeutischen Behandlungsformen eingesetzt.

Hypnosetherapie ist ein eigenständiges Psychotherapieverfahren und kann auch im Rahmen anderer Therapiemethoden eingesetzt werden. Eine solche Kombination kann innerhalb einer Psychotherapie kürzere und effizientere Behandlungen zur Folge haben, da Hypnose die Wirkung des jeweiligen Psychotherapieverfahrens, in dessen Rahmen sie eingebracht wird, erhöht.

Auf die Hypnosetherapie bezogen existieren unterschiedliche Ideen und Ängste. Hypnotherapie sollte, ebenso wie jedes andere Therapieverfahren, verantwortungsbewusst eingesetzt werden. Grundsätzlich soll vor jeder Hypnose als therapeutische Vorgehensweise, eine gründliche medizinische Abklärung und Diagnostik erfolgen. Bei psychotisch gefährdeten Personen sowie stark traumatisierten Menschen sollte eine Hypnose nicht angewandt werden (ist kontraindiziert).

Bei geistig „gesunden“ Klienten schützt die Fähigkeit des Unbewussten, Nachteiliges für die Person abzuwehren (z. B. durch Abbruch des Rapports in Bezug auf inakzeptable Suggestionen). Die befürchtete Fremdbeeinflussung gegen den Willen einer Person durch Hypnose hat keine realen Hintergründe, sondern ist eher Gegenstand von Romanen und Krimis.

Im Neuro-Linguistischen Programmieren (NLP) und der Neuro-Linguistischen Psychotherapie haben die Verwendung von hypnotischen Sprachmustern und der Einsatz von Hypnosetechniken nach Milton Erickson einen großen Raum, um die Interventionen (z.B. bei der Raucherentwöhnung und der Behandlung von Übergewicht) auch in Unterbewusstsein zu verankern und so einen Veränderungserfolg zu vergrößern.

Bernhard Tille – Praxis Hypnotherapie Bad Homburg