Der Konstruktivismus besagt, daß jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein bestimmtes (subjektives) Denkmodell (Weltmodell) entwickelt, um den Lebens-Herausforderungen zu begegnen; diesen gewachsen zu sein. Diese menschlichen Denkmodelle

beziehen sich z.B. auf teils bewusste, teils unbewusste Glaubenssätze über das Leben, bestimmte Wertekonstellationen, Selbstzuschreibungen, Loyalitäts- und Zugehörigkeitskonstrukte.

Viele Menschen vergessen dabei: Modelle sind jedoch immer nur subjektive Abbildungen der Realität, nie absolute Wahrheit/Wirklichkeit. Modelle sind außerdem nur in einem, meist zeitlich begrenzten, Rahmen trag- und lebensfähig. Im Wandel der Zeit sind Menschen aufgerufen, ihre Modelle zu erweitern, dazuzulernen. Das beinhaltet auch die Fähigkeit, Altes hinter sich zu lassen, damit Neues Platz haben kann.

Solche Modell/Denk-Veränderungen fallen Menschen häufig schwer, da das alte Modell, auch wenn es überlebt ist, und sogar manchmal schon weh tut, immer noch vertraut anmutet und den Anschein von Sicherheit gibt.

Jedem Menschen ist rational eigentlich klar, daß z.B. ein Fahrstuhl, wenn er beim ersten Drücken auf den Schaltknopf nicht reagiert, bestimmt nicht schneller oder zuverlässiger kommt, wenn mehrfach und immer heftiger gedrückt wird. Und was machen wir in der Regel automatisch? Wir drücken immer wieder.

Folgende Metapher soll die menschliche Schwierigkeit verdeutlichen, geistige bzw. Verhaltensflexibilität, als Möglichkeit zur Problembewältigung zu nutzen.

Ein totes Pferd reiten.
Eine alte Indianer-Weisheit sagt: „Steig ab, wenn Dein Pferd tot ist“.

Was sich so einfach anhört, wird jedoch in der Realität meist kompliziert gelebt. Ineffektive Strategien werden bis zur Perfektion entwickelt, um der Veränderung ausweichen zu können. Hier einige Beispiele:

1. Die Betroffenen behaupten, daß das Pferd überhaupt nicht tot ist.
2. Andere gründen Arbeitsgruppen, um festzustellen, ob das Pferd auch wirklich tot
ist.
3. Wir verteidigen uns, daß wir das Pferd schon immer so geritten haben und daß es
nur so geht.
4. Oder wir beschäftigen ein Spezialistenteam, um das tote Pferd wiederzubeleben.
5. Manchmal kaufen wir eine stärkere Peitsche, um das tote Pferd anzutreiben.
6. Einige sammeln Informationen, um zu erfahren, wie Andere tote Pferde reiten.
7. Wir heuern Anderen an, die vorgeben, tote Pferde reiten zu können.
8. Manche entwickeln Qualitätsstandards und zertifizieren den Beritt toter Pferde.
9. Eine Lösung wird versucht, indem wir die Problematiken unterschiedlicher toter
Pferde vergleichen.
10. Wir versuchen, mehrere tote Pferde gemeinsam einzuspannen.
11. Viele versuchen sich zu erklären, daß kein Pferd so tot sein kann, daß
es nicht mehr zu reiten sei.
12. Menschen suchen nach Rechtfertigungen, daß das eigene Pferd besser,
langsamer und billiger gestorben ist als andere Pferde.
13. Einige entwickeln Qualitätszirkel, um eine Verwendung von toten Pferden zu
finden.
14. Es werden Motivationsprogramme für tote Pferde entwickelt.
15. Wir erarbeiten eine Präsentation in der wir darstellen, was das Pferd könnte,
wenn es noch leben würde.
16. Beliebt ist auch der Versuch, Strukturen (z.B. Change Management) so zu
verändern, damit ein anderer Bereich das tote Pferd bekommt.

Fallen Ihnen noch mehr Vermeidungsstrategien dazu ein? Welche Vermeidungs-Strategie liegt Ihnen selbst am Meisten?

Neue Herausforderungen brauchen ein neues Lösungsdenken. Die Macht der Gedanken wird häufig unterschätzt.

Wo sehen Sie Möglichkeiten und Ansätze, Ihr Denken zu ändern, damit etwas Neues entstehen kann?