Das Krankheitsbild der Depression ist die am häufigsten untersuchte Psychische Störung. Aktuell auslösend sind häufig aktuelle Ereignisse mit negativer Bedeutung für wichtige Ziele (auch unbewusst möglich), Bedrohung/Verlust.

Mangelnde Kontrolle führt zu einem hohen Inkongruenzniveau. Folge ist die Inkonsistenzspannung, entstehend aus der Unvereinbarkeit gleichzeitig ablaufender psychischer Prozesse. Dies wiederum führt zu sich selbst verstärkenden unlösbareren inneren Konfliktsituationen.

Folge: Vermeidungstendenz – Rückzug – positive Feedbacks bleiben aus. Überaktivierte Gehirnareale durch psychosozialen Stress führen zu hoher Adrenalin- und in Folge zu hoher Cortisolausschüttung = zu hoher Cortisolspiegel = neurobiologische Folge im limbischen System = strukturelle Änderung im Gehirn: z.B.:

  • Hippocampus kann bis zu 20 % schrumpfen(Gedächtnisverarbeitung),
  • Amygdala (emotionales Zentrum) = übergroß weil andauernde Übererregung durch hohes Inkongruenzniveau,
  • Präfrontaler Cortex ist unteraktiv. Folge: Repräsentation von Werten und Zielen
  • sowie aktive Handlungen zur Realisierung sind blockiert.

Es kommt zu sich aufschaukelnden Kettenreaktionen, mit der Folge, daß sich synaptischen Verbindungen bahnen, die weiter in den depressiven Zustand hineinführen, immer schneller, immer leichter aktivierbar, wenn entsprechende Lebenserfahrungen einwirken, weil die neuronale Übertragungsbereitschaft steigt (siehe auch Bindungserfahrung und Stressmuster).

Depressive Gefühle laufen überwiegend im impliziten Funktionsmodus ab (= limbisches System = keine willentliche Steuerung möglich), erobern nach und nach den expliziten Funktionsmodus = Neokortex (mit Beteiligung des Bewusstseins) und finden dort ihren Niederschlag in negativen Gedanken und Gefühlen.

Der Explizite Verarbeitungsmodus im Präfrontalen oder auch assoziativen Cortex (= Bewusstsein = steuerbar), steht in starkem Austausch mit dem Impliziten Modus (Amygdala, Hippocampus = limbisches System = nicht bewusst, nicht steuerbar).  Er empfängt Projektionen aus dem impliziten Funktionsmodus und sendet seinerseits Informationen zum impliziten Modus.

Bei Depressiven ist letztlich eine Überaktivierung des Vermeidungssystems gegeben (das ist das einzigste, was beim Depressiven noch weitgehend aktiv ist), die daraus folgende Dauerausschüttung von Stresshormonen (z.B. Cortisol) schädigt den Hippocampus und führt zu einer mangelnden Aktivierung des präfrontalen Cortex (Literaturhinweis: Neuropsychotherapie von K. Grawe, Hogreve Verlag).

Wichtige Ziele in der Psychotherapie von Depressionen bestehen in aktivierenden Maßnahmen zur Vermeidung von Rückzug und Isolation und Aktivierung von Annäherungszielen, um in der Realität wieder selbstwerterhöhende Erfahrungen zu machen und so nach und nach synaptische Strukturen zu verändern, um auch auf neuronaler Ebene lösungsorientierte synaptische Prozesse zu bahnen.