Die Intention der  Wirtschaft in den 70-er Jahren zu betrieblicher Mitbestimmung und Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand gehört der Vergangenheit an. Bedingt durch die weltweiten ökonomischen und politischen

Veränderungsprozesse ist in den letzten 15 Jahren eine starke Zunahme von Arbeitsplätzen mit geringer Arbeitsplatzsicherheit, niedrigem Lohn, Teilzeitbeschäftigung, befristeten Verträgen und mangelndem Kündigungsschutz zu verzeichnen.

Diese geringe Arbeitsplatzsicherheit führt die Arbeitnehmer in zunehmende Unberechenbarkeit und Unsicherheit, wie seine Beschäftigungskarriere fortlaufen wird. Die Lage des Arbeitnehmers wird in einem solchen Fall als „prekär“ bezeichnet.

Da der Arbeitnehmer wenig bis gar keine Kontrolle über seine Arbeitssituation hat, keine sicheren, vorausschauenden Einschätzungen treffen kann und nur einen mangelhaften sozial- und arbeitsrechtlichen Schutz in Anspruch nehmen kann, drohen materielle Armut, soziale Bindungsverluste sowie eine pessimistische Zukunftssicht.

Abgesehen von den Konsequenzen für den Arbeitnehmer gerät die gesamte Gesellschaft bzw. das Massenbewusstsein infolge der Prekarität in eine ungünstige Situation, da das soziale Netz geschwächt bzw. unsicher wird und Probleme sich häufen (z.B. durch Massenentlassungen).

Die Konkurrenz um die Arbeit geht einher mit einer Konkurrenz bei der Arbeit. Aufgrund dieser Konkurrenz, die mitunter genauso rüde ist wie diejenige der Unternehmen untereinander, kommt es zu einem regelrechten Kampf aller gegen alle, der sämtliche Werte der Solidarität und Menschlichkeit zunichte machen kann.

Zu bemerken ist, dass die Prekarisierung für die Arbeitgeber zahlreichen Nutzen birgt, beispielsweise da sie die Mitarbeiter durch die verschärfte Konkurrenz unter diesen motivieren und ihre Lohnvorstellungen besser durchsetzen können.

Unabhängig davon, dass Politik und Gesellschaft sich aufgerufen fühlen sollten, diesen bedenklichen Entwicklungen entgegenzuwirken, wird auch jeder einzelne Arbeitnehmer gut beraten sein, seine berufliche Kompetenz zu schulen und zu erweitern, um aktiv in diesem Geschehen die ihm mögliche Verantwortung zu übernehmen und seine berufliche Zukunft zu sichern.

Das bedeutet neben der beruflichen Fachqualifizierung auch eine Weiterbildung in Schlüsselqualifikationen wie kommunikativer und emotionaler Kompetenz, speziell im Bereich Konfliktmanagement und Teamfähigkeit.

Wenn diese problematische Entwicklung der Prekarität in der Arbeitswelt auch als Motor für eine persönliche Weiterentwicklung gesehen werden kann, haben Passivität, Angst und Pessimismus weniger Raum, da Motivation und Bewältigungsmöglichkeiten wachsen und somit die Handlungsfähigkeit erhalten bleibt, indem von jedem Einzelnen Lösungsmöglichkeiten entwickelt und umgesetzt werden.