Unter dem Hintergrund seiner therapeutischen Arbeit mit Menschen, die unter schweren psychischen Störungen litten, entwickelte der amerikanische Psychiater Frank Farelly in den 60er Jahren die provokative Therapie.Er erkannte, daß in vielen

„austherapierten Fällen“ die traditionelle therapeutische Gesprächsführung, die darauf beruht, daß der Patient ein bedauernswertes Opfer seiner Vergangenheit sei und vom Therapeuten überbehutsam bei der Reflexion seelischer Räume begleitet wird, nicht immer lösungsorientiert ist, sondern die bestehenden Symptomatiken auch verfestigen kann.

Er wagte den Versuch, speziell therapieresistente Patienten als gleichgestellte Gesprächspartner zu behandeln, um sie mehr und mehr in die Selbstverantwortung hinsichtlich ihrer Lebensgestaltung zu führen. Anfang der 80er wurde Frank Farelly mit seiner provokativen Therapie auch in Deutschland bekannt. Sie ist keine eigene Therapiemethode sondern eignet sich als zusätzliche Dimension therapeutischen Verhaltens.

Indem der Therapeut den Advocatus diaboli spielt, versucht er mit Humor, einfühlender Wertschätzung und Warmherzigkeit dem Klienten klarzumachen, daß sein Leiden kein unabänderliches Schicksal für ihn ist.

Sehr stark fokussiert werden dabei die sekundären Gewinne, die häufig hinter den Symptomen verborgen sind. Fokus ist dabei, wie der Klient seine Szenarien kreiert und in eine gedankliche Funktionalität bringt. Mit Humor wird der Widerspruchsgeist und die Eigenständigkeit des Klienten von Anfang an geweckt und entwickelt. Diese Vorgehensweise basiert auf einem tragfähigen therapeutischen Rapport und ist von destruktiven Provokationen entschieden abzugrenzen. Wichtig in diesem Sinne ist daher das Menschenbild, die Therapieauffassung sowie die Grundhaltung des Therapeuten.

Durch liebevolle/wertschätzende Provokationen, Veränderung von kausalen Zusammenhängen und wertschätzendes Übertreiben der Symptome wird entsprechend dem Wahlspruch: „Lachen ist die beste Medizin“ versucht, den Klienten anzuregen, nach einer paradoxen Bedeutungsverschiebung (Umdeutung) zu suchen, um letztendlich über seine Problemhaltungen schmunzeln zu können und neue, bessere, ressourcenbetonte Blickwinkel in Bezug auf das vorherige Problemdenken zu generieren.

Diese provokativ paradoxe Vorgehensweise findet man auch in Interventionstechniken, die im Bereich anderer Therapiemethoden genutzt werden, z.B. im Bereich der NLP-Reframingtechniken, im Rahmen der Kurzzeit-Psychotherapie nach Steve de Shazer, der Ericksonschen Hypnotherapie sowie in der Logotherapie nach Viktor Frankl.