Viele Menschen empfinden Kritik automatisch als Angriff auf ihre Person und reagieren abweisend bis aggressiv. Bei unsachlichen bzw. destruktiven Äußerungen ist dies nachvollziehbar, und in diesen Fällen sollte man auf kommunikative Fähigkeiten zurückgreifen können, sich zur Wehr zu setzen.
Faire Kritik = konstruktives Feedback dahingegen ist eine hilfreiche Rückmeldung auf die Außenwirkung unseres Verhaltens und damit eine wichtige Voraussetzung zur Verhaltensänderung und zu persönlichem Wachstum.
Es kommt somit darauf an, zu allererst destruktive von konstruktiver Kritik zu unterscheiden. Konstruktive Kritik basiert immer auf einer persönlich wertschätzenden Haltung, ist nie vorsätzlich verletzend und sollte spezifisch auf eine bestimmte Situation bezogen sein – nie verallgemeinernd auf die Person im Ganzen (z.B. „Du bist….“). Weitere Informationen dazu unter Feedbackregeln.
Wenn die kritisierende Person diese Feedbackregeln befolgt, ist es an uns, konstruktiv und wertschätzend mit der Kritik umzugehen. Dieser souveräne Umgang mit Kritik fällt manchem schwer – vor allem dann, wenn man einen geringen Selbstwert hat und sich zu schnell persönlich angegriffen fühlt. In diesen Fällen wäre ein Coaching anzuraten, um die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Kritik zu schulen. Eine konstruktive Kritikfähigkeit ist in beruflichen sowie privaten Bereichen Voraussetzung für gelingende Beziehungen.
Folgende Empfehlungen sollen als Einstieg in das Thema Umgang mit Kritik dienen:
- Wenn eine Kritik erfolgt, sind die ersten Sekunden entscheidend, wie wir mit der Situation umgehen werden. Die Fähigkeit zur Achtsamkeit bezüglich eigener innerer Verarbeitungsprozesse (Gedanken und Gefühle) ist wichtig. Anstatt sich sofort zu rechtfertigen oder in einen Gegenangriff zu gehen, sollten wir versuchen, die aufsteigenden Stress-Symptome zu kontrollieren ( Atemkontrolle, bis 10 zählen etc.). Die Verfügung über Entspannungstechniken beweist sich als gute Vorbereitung auf Kritikgespräche.
- Dies versetzt uns in die Lage, wesentlich gelassener mit der Kritik umzugehen und z.B. detailliert nachzufragen, wenn wir die Vorwürfe nicht verstanden haben z.B. Was genau meint das Gegenüber, was sind seine Erwartungen? Meist drücken sich die Kritiker nicht spezifisch genug aus und wir reagieren vorschnell auf Dinge, die nicht relevant sind. Weitere Tipps dazu unter Verhandlungstraining .
- Wichtig dabei ist weiterhin, dem Gegenüber zuzuhören (aktives Zuhören in der Gesprächsführung ) und ihn aussprechen zu lassen, anstatt vorschnell zu unterbrechen oder Gegenargumente zu äußern. Dabei ist die Grundhaltung des Verstehen-Wollens Voraussetzung. So können nach und nach die wesentlichen Kritikpunkte konkretisiert werden.
- Nicht alle Dinge können oder müssen sofort geklärt werden. Manchmal ist es hilfreich, die Argumente des Gegenüber auf sich wirken zu lassen – sie notfalls zu „überschlafen“, bevor eine tragfähige Lösung möglich wird. Ein 2. Gesprächstermin wird in diesen Fällen lösungsorientierter sein, als durch vorschnelle Reaktionen falsche Schlussfolgerungen und Eskalationen zu riskieren. Tragfähige Lösungen brauchen eine gute Atmosphäre. Manche Annäherung an kontroverse Themen kann nur schrittweise geschehen.
Unser Umgang mit Kritik sagt viel über unsere Persönlichkeit aus. Das Erlernen von Formen konstruktiver Verhaltensweisen im Umgang mit Kritik ist immer Arbeit am Selbstkonzept mit unseren persönlichen Tiefenstrukturen, die uns als Individuum ausmachen.
Wir lernen mehr über uns und die Welt, wenn wir Möglichkeiten entwickeln, uns konstruktiv mit Kritik auseinander zu setzen anstatt mit Verletztheit, Rechthaberei, Feindbildern zu reagieren. Ein wachsender Selbstwert durch verbesserte Selbstreflektion ist die Belohnung.